Mittwoch, 25. Januar 2012

300 Jahre Friedrich der Große

Genialer Feldherr, toleranter Fürst, Philosoph auf dem Thron: Friedrich II. avancierte in den vergangenen drei Jahrhunderten zum gut ausgeleuchteten deutschen Vorbild. Am nächsten stand dem Preußenkönig sein Kammerdiener Fredersdorf. Ihm vertraute Friedrich blind bei Geld, Spionen und Hämorrhoidenleiden. Der erhaltene Briefwechsel zwischen König und Diener zeigt den Alten Fritz ohne Legende - dafür voller Liebe.

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"Ich küsse den Docter, wan er Dihr gesundt macht! (...)...ich wollte Dihr so gerne helffen, als das ich das leben habe", versicherte Friedrich II. in einem seiner vielen Briefe seinem engsten Vertrauten Michael Gabriel Fredersdorf. Offiziell bekleidete der viele Jahre kränkelnde Empfänger ein Amt mit dem schnöden Titel "geheimer Kämmerier" des preußischen Monarchen.

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Friedrich der Große Fritzens Leben im Comic-Vorläufer
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Tatsächlich kumulierte sich bei dem Diener immense Macht, er übte wichtigste Funktionen aus: Fredersdorf verwaltete Friedrichs Schatulle, kontrollierte den Zugang zum Monarchen, orderte Künstler und Kunstwerke, installierte sogar die wohl erste preußische Spionageabwehr. "Le grand factotum du roi Frédéric", nannte ihn Voltaire, Fredersdorf war Friedrichs "Mädchen für alles". Ein anderer Zeitzeuge bezeichnete ihn als heimlichen "Premierminister", der "im Grunde alle Hofämter" ausfülle.

Der Diener sei, so gestand der König seinem Bruder August Wilhelm vor einer Schlacht, einer der sechs Menschen, die er "am meisten geliebt" habe. Und doch spielen jener Fredersdorf und sein Verhältnis zum Alten Fritz in der Fachliteratur bislang höchstens eine Nebenrolle.

Der 300. Geburtstag des knorrigen Preußenkönigs hat zu einer wahren Schwemme an Publikationen geführt. Friedrich, der schon zu Lebzeiten "der Große" genannt wurde, avancierte nach seinem Ableben 1786 zum deutschen Universalheroen: Da ist der geniale wie todesmutige Feldherr, der mit den eigenen Truppen ins Kampfgetümmel galoppierte. Und der aufgeklärte Absolutist, der Toleranz predigte und sich als erster Diener des Staates verstand. Schließlich der Schöngeist, der komponierte und Flöte spielte, der philosophische Abhandlungen und Gedichte verfasste, mit den Größen seiner Zeit korrespondierte und Voltaire an seinen Hof nach Sanssouci holte.

Generationen nach ihm beriefen sich immer wieder auf den Mann, der am 24. Januar 1712 zur Welt kam. Dass der König Zynismus und bisweilen Gemeinheiten verspritzte und auch in seinen Regierungsgeschäften bei weitem nicht immer glücklich agierte, wurde von einer wuchtigen Verklärung überdeckt. Friedrich, das war Vorbild und Maßstab, das war der Beweis von Preußens Größe und Deutschlands Überlegenheit: "Ein Nachfolger Friedrichs des Großen dankt nicht ab", verkündete folgerichtig Kaiser Wilhelm II. noch 1918 - wenige Monate später floh das labile Großmaul ins Exil.

Auch die Nazis beriefen sich auf den Preußenkönig

Die Nationalsozialisten stellten Adolf Hitler in eine Reihe mit Friedrich, dem Reichsgründer Otto von Bismarck und dem Weltkriegshelden Paul von Hindenburg: der Hohenzollernfürst als Vorläufer für einen durchgeknallten Völkermörder. Dabei stellte der "subtile, Französisch sprechende, sexuell ambivalente Flötenspieler" genau das dar, was der nationalsozialistischen Ideologie zuwiderlief, wie der britische Historiker Christopher Clark einmal formulierte.

Noch im April 1945 klammerte sich Hitler an den Nimbus Friedrichs, der in Schlachten triumphierte und trotz mancher Niederlage den Krieg nicht verlor. Als einziger Wandschmuck im Führerbunker diente ihm ein Porträt des Hohenzollern.

Wenige Jahre zuvor überraschte Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß den Tyrannen zum 50. Geburtstag mit einem besonderen Präsent: Er schenkte ihm Dutzende Briefe Friedrichs an Fredersdorf, die prima zur antisemitischen Staatsdoktrin passten. Die Korrespondenz enthielt judenkritische und judenfeindliche Äußerungen des Königs. Was die Nazis bei der Durchsicht der erst wenige Jahre zuvor aufgetauchten Briefe ingnorierten: der intime Ton, in dem sich der König und Fredersdorf austauschten.

Historisch wertvoll sind die etwa 300 erhaltenen oder dem Inhalt nach bekannten Papiere, weil sie Fridericus Rex ohne Legende zeigen. Fern der Etikette schrieb der König Klartext mit "dem einzigen ihm wirklich Vertrauten" (Biograph Christian von Krockow). Beide verband wohl auch eine Beziehung, die, zumindest zeitweise, auch körperlicher Natur war. "Vermutlich hatten die beiden am Anfang auch Sex", sagt die Historikerin Eva Ziebura in der Welt und fügt hinzu: "Im 18. Jahrhundert stellte man sich da nicht so an."

Als ob ein schwuler Herrscher eine Schande wäre

Fredersdorf habe Friedrich in frühen Jahren "in mehr als einer Weise zur Aufmunterung" gedient, schrieb seinerzeit der mit Friedrich zeitweise verkrachte Voltaire. Später interessierte sich Friedrich für andere Männer, doch dessen ungeachtet blieb das Verhältnis unverändert eng - und Fredersdorfs Kompetenzen wuchsen im Hintergrund. Mit Blick auf die mächtige Mätresse des französischen Königs Ludwig XV. hat der Münchner Friedrich-Biograph Wolfgang Burgdorf einen passenden Titel für Fredersdorf: "preußische Pompadour".

Bis in die Gegenwart scheuen sich viele Geschichtswissenschaftler, die Neigung Friedrichs zu Männern zu thematisieren. Als ob ein schwuler Herrscher eine Schande wäre, als ob die Homosexualität Friedrichs seine historische Größe schrumpfen würde.

Der Historiker Johannes Kunisch etwa beharrt darauf, dass es "keinen ernstzunehmenden Hinweis" auf seine Homosexualität gebe. Eine gewisse Empörung ist manchen Autoren durchaus anzuermerken: "Sind heutige Schulmädchen, die sich, wie es in Mode gekommen ist, zur Begrüßung auf den Mund küssen, gleich Lesben?", fragt der Journalist Tom Goeller in seiner Abhandlung Der Alte Fritz.

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Friedrich der Große
Fritzens Leben im Comic-Vorläufer
Hans Joachim Neumann, langjähriger Klinikdirektor an der Berliner Charité, schrieb schon vor Jahren in seinem Friedrich-Buch, der König habe sich nur homosexuell verhalten - wenn er zum Beispiel seine "wahre Achtung für den griechischen Geschmack in der Liebe" kundgetan habe. Doch für eine "echte Homosexualität" würden die Beweise fehlen, behauptete der Mediziner.

Atomstreit mit dem Iran; Nachrichten aus Neuseeland; Wirtschaftliche Situation in Deutschland / Europa...

Atomstreit mit dem Iran

Teheran warnt nach Öl-Embargo vor Konsequenzen.

Iran


Mit einem Stopp der Öl-Einfuhren will die EU den Iran zum Einlenken im Atom-Streit bringen. Doch die Führung in Teheran schaltet weiter auf stur – und warnt vor unangenehmen Konsequenzen.

Die Europäische Union stoppt ihre Öleinfuhren aus dem Iran. Die „beispiellosen Sanktionen“ – so Bundesaußenminister Guido Westerwelle – sollen den Iran dazu bringen, eine internationale Kontrolle seines umstrittenen Atomprogramms zuzulassen und damit auf Atomwaffen zu verzichten. Die EU-Außenminister beschlossen am Montag in Brüssel auch, die Konten der iranischen Zentralbank in Europa einzufrieren. Die USA lobten den „starken Schritt“ der Europäer.

Der Iran reagierte unversöhnlich. Die Führung in Teheran warnte vor negativen Konsequenzen wie steigenden Rohölpreisen. Außerdem kündigte sie an, keinerlei Zugeständnisse im Atomstreit zu machen.

Am 1. Juli stehen die Transporte still

Der Iran hatte 2010 an den gesamten Öleinfuhren der EU nur einen Anteil von 5,7 Prozent. In einigen Staaten ist der Anteil jedoch höher: Griechenland ist zu 25 Prozent, Italien zu 13 und Spanien zu etwa 10 Prozent auf iranisches Öl angewiesen. Für den deutschen Markt spielt iranisches Öl keine Rolle. 2010 führte Deutschland knapp 1,5 Millionen Tonnen iranisches Öl ein. Das entspricht 1,6 Prozent der deutschen Ölimporte.

Spätestens vom 1. Juli an sollen die Öleinfuhren aus dem Iran aufhören. Bis dahin können noch laufende Öl-Bezugsverträge von den EU-Staaten abgewickelt werden.

„Wir werden es nicht akzeptieren, dass der Iran eine Atomwaffe erwirbt“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy sowie dem britischen Premierminister David Cameron.

USA hatten Europa zu härterem Durchgreifen gedrängt

Die Europäer waren auch von den USA zu diesem Schritt aufgefordert worden. Außenministerin Hillary Clinton und Finanzminister Timothy Geithner erklärten in Washington, mit den vielen anderen Sanktionen der internationalen Gemeinschaft werde dieser „neue konzertierte Druck die Wahlmöglichkeiten der iranischen Führung zuspitzen und die Kosten einer Missachtung grundsätzlicher internationaler Verpflichtungen erhöhen“.

Der Iran bestreitet, unter dem Deckmantel einer zivilen Atomforschung an der Entwicklung von Nuklearwaffen zu arbeiten. Die Führung in Teheran zeigte trotz der neuen EU-Strafmaßnahmen keinerlei Bereitschaft, im Atomstreit einzulenken. „Methoden wie diese, Druck und Sanktionen gegen den Iran sind bislang immer gescheitert“, sagte der Sprecher des Außenministeriums Ramin Mehmanparast.

Russland kritisiert Einseitigkeit

Vize-Außenminister Abbas Araqchi fügte nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Irna hinzu: „Je mehr sie sich (die EU) in Richtung Sanktionen bewegt, desto mehr Hürden wird es bei der Beilegung des Nuklearstreits geben.“

„Diese einseitigen Schritte sind nicht hilfreich“, kritisierte der russische Außenminister Sergej Lawrow. Es bestehe kein Anlass, über die im UN-Sicherheitsrat vereinbarte gemeinsame Linie hinauszugehen.

USA schicken Flugzeugträger

Der stellvertretende israelische Außenminister Danny Ajalon sagte am Montag in einem Interview mit „Radio Israel“, mit den Sanktionen der EU sei die Kriegsgefahr gesunken.
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Demonstrativ passierte der US-Flugzeugträger „Abraham Lincoln“ trotz massiver Drohungen aus dem Iran unbehindert die Meerenge von Hormus in den Persischen Golf. Er wurde von britischen und französischen Kriegsschiffen begleitet. Der Iran hatte gedroht, die Meerenge für den Schiffsverkehr – vor allem für Tankschiffe mit Öl für den Westen – zu sperren. Washington wiederum drohte dem Iran für diesen Fall mit militärischer Gewalt.

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Schweres Erdbeben erschüttert Neuseeland

Schweres Erdbeben in Neuseeland: Augenzeugen berichten, dass Strom und Handynetze ausgefallen sind. Vor allem Christchurch ist betroffen.

GROSSE SCHÄDEN DURCH ERDBEBEN IN NEUSEELAN

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Zwei Menschen sind bei einem heftigen Erdbeben in Teilen Neuseelands schwer verletzt worden. Die am stärksten betroffene Stadt Christchurch rief am Samstagmorgen den Notstand aus. Das Beben der Stärke 7,1 – zuvor waren 7,2 und 7,4 genannt worden – demolierte in der größten Stadt der Südinsel Gebäude, Brücken, Straßen und Autos. Einige Fälle von Plünderungen wurden bekannt.

GROSSE SCHÄDEN DURCH ERDBEBEN IN NEUSEELAND
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Auch der öffentliche Personennahverkehr und der Schienenverkehr waren gestört. Es seien zehn spürbare Nachbeben der Stärken 3,9 bis 5,2 registriert worden. In Christchurch fiel großflächig die Strom- und Wasserversorgung aus, wie örtliche Medien berichteten.

Neuseeland – Wenn Straßen zerreißen

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Auch Handynetze seien ausgefallen.Viele Menschen liefen im Dunkeln in Schlafanzügen auf die Straßen, hieß es auf der Website der Lokalzeitung „The Press“. Der internationale Flughafen der Stadt wurde evakuiert. Ein Mann, der die Erschütterungen dort erlebt hatte, berichtete: „Das ganze Terminal fing an zu schwanken.“

Nach Angaben der US-Geologiebehörde USGS lag das Epizentrum rund 30 Kilometer nordwestlich von Christchurch. Die Erschütterungen am Samstagmorgen um 4.35 Uhr örtlicher Zeit (18.35 MESZ) seien auf der ganzen Südinsel zu spüren gewesen.

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